Was ist ein englischer Landschaftsgarten?

Gartenszenerien wecken unterschiedliche Stimmungen

In einem englischen Landschaftsgarten wie der Ermitage werden auf begrenztem Raum eine Folge von Gartenszenen, von malerischen Landschaften, mit sich abwechselnden unterschiedlichen Stimmungen geschaffen. Dies gelingt durch Konzentration der in der natürlichen Landschaft zerstreut vorkommenden Schönheiten auf kleinem Raum. So soll das Auge angesprochen, dem Geist Nahrung geboten und die Imagination und Empfindungen angesprochen werden.

 

Die Szenerien sorgen für Abwechslung, Überraschung, Kontraste und verbergen die Grenzen des Gartens. Die Besucher durchwandeln die Szenerien, die gezielt unterschiedliche Emotionen wecken. Die Gartentheorie des 18. Jahrhunderts, die vor allem durch Christian Cay Lorenz Hirschfeld (1742 - 1792) mit seinem Werk "Über die Gartenkunst" (5 Bände, 1779 - 1785) geprägt wurde, beschreibt vier Arten von Szenerien: Heiterkeit, romantische Szenen, sanfte Melancholie und erhabene Feierlichkeit. Diese unterschiedlichen Stimmungen der Szenerien werden durch Vegetation, Wasser, Modellierung des Geländes, Felsen und Grotten geschaffen. Hierbei spielen die Abwechslung, die Kontraste, eine wichtige Rolle: vom Dunkel ins Helle, vom Ordentlichen, Regelmässigen ins Wilde, von der Offenheit zur Verschlossenheit. Durch Inschriften und Staffagebauten werden die Stimmungen verstärkt. Die Szenerien erlauben Aussichten, lenken den Ausblick mittels Sichtachsen. Aber nicht nur der Mensch inszeniert, sondern auch die Natur selbst, beispielsweise durch Tageszeit und Witterung.

 

Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts, als die Ermitage erbaut wurde, wurde der englische Gartenstil immer popularisierter: es entstand eine standartisierte Auswahl von Elementen, die in jeder Gartenanlage enthalten sein sollte.

Der englisch-chinesische Landschaftsgarten

Die Idee der Landschaftsgärten kam Mitte des 18. Jahrhunderts von England auf den Kontinent. Im Europa des 18. Jahrhunderts war die Literatur über den chinesischen Garten weit verbreitet. Den chinesische Garten mit seinen typischen Elementen gab es in China bereits zu einer Zeit, als in Europa noch der geometrische Barockgarten, der französische Garten, seine Blütezeit hatte. Typisch für den chinesischen Garten sind: eine Abfolge von möglichst abwechslungsreicher, überraschender, miteinander kontrastierender Szenen, die die Einbildungskraft anregen. Heitere Szenen, erschreckende Szenen (zum Beispiel durch überhängende Felsen, dunkle Grotten, wilde Wasserfälle, umgestürzte Bäume, Ruinen) oder romantische Szenen. Typisch ist auch, dass im chinesischen Garten der Besucher niemals den ganzen Garten überblicken soll. Der Einfluss der chinesichen Gartenkunst auf die englischen Landschaftsgärten scheint offensichtlich. Die Debatte um diesen Einfluss dauert jedoch noch bis heute an.

 

Die Arlesheimer Ermitage wird aufgrund der in der aktuellsten Forschungsarbeit nachgewiesenen chinesischen Einflüsse und des Zeitpunkts der Errichtung als englisch-chinesischer Landschaftsgarten der Spätaufklärung bezeichnet.  

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